Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Prof. emer. Dr. Dr. h.c. mult. Manfred Riedel - Vita

Prof. emer. Dr. Dr. h.c. mult. Manfred Riedel
Tel. 0345/55-24397 (Sekretariat Frau Barthel)
riedel@phil.uni-halle.de

[Publikationen]

Geboren am 10. Mai 1936 in Etzoldshain/Sachsen-Anhalt. Nach 1945 in der ‚Sowjetisch besetzten Zone Deutschlands’ (SBZ) und dann (ab 1949) in der DDR aufgewachsen. Studium der Philosophie und Germanistik an der Universität Leipzig (1954-1957) bei Ernst Bloch, Hans Mayer und H. A. Korff. 1957 Flucht von Leipzig nach Heidelberg. Studienabschluss bei Karl Löwith, Hans-Georg Gadamer, Athur Henkel und Werner Conze. Doktorarbeit über: „Theorie und Praxis im Denken Hegels“ (1960, 1965 als Buch im Verlag Kohlhammer Stuttgart, 1975 als Taschenbuch im Ullstein-Verlag Berlin). Habilitation 1968 an der Universität Heidelberg zu dem Thema: „Bürgerliche Gesellschaft. Eine Kategorie der klassischen Politik und des modernen Naturrechts“ Daraus hervorgegangen sind Abhandlungen über „Bürger, Staatsbürger, Bürgertum“, „Bürgerliche Gesellschaft“ sowie „Gemeinschaft und Gesellschaft“ im Handbuch ‚Geschichtliche Grundbegriffe’ (1972-1974) und ein zweibändiges Sammelwerk „Rehabilitierung der praktischen Philosophie“ (1972-1974), das gegen den Verfall ethisch-politischer Urteilskraft im Totalitarismus und Utopismus des letzten Jahrhunderts die Erneuerung dieser traditionell-philosophischen Lehrdisziplin an bundesdeutschen Universitäten und Fachhochschulen in Gang setzen half (Norm und Werturteil. Grundprobleme der Ethik, 1979; Lineamenti di etica communicativa, 1980).

Lehrtätigkeit in Heidelberg, Marburg, Saarbrücken und Erlangen-Nürnberg. 1980/81 Theodor-Heuss-Professur an der New School for Social Research, New York. Gastprofessuren in Turin, Rom, Venedig und Atlanta/Georgia. 1992/93 Friedrich-Schiller-Professur an der Universität Jena, seit 1992 Lehrstuhl für „Praktische Philosophie“ an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 1990 Italienischer Nietzsche-Preis (zusammen mit Richard Rorty, USA). Seit 1991 bis 2003 Präsident der Martin-Heidegger-Gesellschaft. 2004 emeritiert. Seit 2005 Mitglied des Istituto Italiano di Scienze Humane, Florenz.

Durch seine Leipziger und Heidelberger Lehrer ist Riedel dem deutschen Idealismus und der nachidealistischen Philosophie von Dilthey, Nietzsche und Heidegger verbunden. Drei Forschungsschwerpunkte: 1. Geschichte und Formation des Grundtyps europäischer Bürgergesellschaft in Antike, Mittelalter und Neuzeit (Studien zu Hegels Rechtsphilosophie, 1969, 19822; Metaphysik und Metapolitik. Studien zu Aristoteles und zur politischen Sprache der neuzeitlichen Philosophie, 1976); 2. Untersuchungen zur Entstehungsgeschichte der modernen Geisteswissenschaften und ihrer Methoden (Verstehen oder Erklären?, 1978), die zwischen hermeneutischen und analytischen Denkweisen der Gegenwart nach einem Ausweg suchen („hermeneutischer Kritizismus“ genannt, erprobt in dem Buch: Urteilskraft und Vernunft. Kants ursprüngliche Fragestellung, 1989); 3. Als Alternative zur aufkommenden Denkanarchie der „Postmoderne“ seit den späten achtziger Jahren Rückgang zu den originär-anarchischen Quellen einer „zweiten“, an Mythos, Mysterienreligion und Kunst orientierten, Philosophie Alteuropas im Gegenüber zur „ersten“ (archontischen), die von Aristoteles bis hin zu Husserl mit dem Begründungsanspruch apodiktisch strenger Wissenschaft auftritt (‚Für eine zweite Philosophie’ (1989); ‚Hören auf die Sprache. Die akroamatische Dimension der Hermeneutik’ (1991)).

Den dritten Schwerpunkt markiert der programmatische Vortrag: ‚Die „wundersame Doppelnatur“ der Philosophie. Nietzsches Bestimmung der ursprünglich griechischen Denkerfahrung’ (Dubrovnik 1988). Daran knüpft sich eine Reihe von Studien zum Verhältnis zwischen Philosophie und Poesie im frühen Griechentum und in der modernen europäischen Lyrik von Hölderlin über Leopardi bis hin zu Rilke und Stefan George. Sie kulminieren vorläufig in dem viel beachteten Buch: ‚Freilichtgedanken. Nietzsches dichterische Welterfahrung’ (1998), das Grundgedanken „schönes Lebens“ als Korrektiv und Maß für die Moderne aktualisiert.

Seit dem Fall der innerdeutschen Grenze im Jahre 1989 Vortrags- und Lehrtätigkeit in Ostdeutschland, Osteuropa und Russland. 1991 ‚Zeitkehre in Deutschland. Wege in das vergessene Land’ (Fernsehfilm WDR 1992), ein philosophisches Erinnerungsbuch zur Wiedervereinigung, das von alt- wie neubundesdeutschen Berufsintellektuellen attackiert wird. 1997 ‚Nietzsche in Weimar. Ein deutsches Drama’ (Reclam-Taschenbuch 2001), im Konflikt mit ideologischen „Wendehälsen“ der neunziger Jahre entstanden. 1996 Gründung des ‚Collegium Hermeneuticum’ an der Universität Halle-Wittenberg mit eine Buchreihe im Böhlau-Verlag Weimar/Köln/Wien, die inzwischen 12 Bände umfasst. Internationale Kongresse zum Verhältnis von Philologie und Philosophie bei Nietzsche (Naumburg 1994), über Hermeneutik im Zeitalter der Aufklärung (1996), Natur und Kunst in Nietzsches Denken (2001), Heidegger und der deutsche Idealismus (2002), Philosophie, Medizin und Psychologie (2003).

2001 Vortragsband (u. A. zu Winckelmann und F. A. Wolf) als Summe des Halleschen Jahrzehnts unter dem Titel: ‚Kunst als „Auslegerin der Natur“. Naturästhetik und Hermeneutik in der klassischen deutschen Philosophie und Dichtung’. Zusammenführung der Erinnerungslinie im Vereinigungsbuch mit den Forschungslinien des Themenkreises „Nietzsche und die Dichtkunst der klassischen Moderne“ in dem Buch ‚Geheimes Deutschland. Stefan George und die Gebrüder Stauffenberg’ (2006).

Festschrift zum 60. (‚Inmitten der Zeit’, Würzburg 1996) und 65. Geburtstag (H. Seubert (Hg.), ‚Verstehen in Wort und Schrift’, Weimar 2004). Bücher in mehr als 15 Sprachen übersetzt.

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