Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Immanuel-Kant-Forum (IKF)

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Arbeitsstelle und internationales Begegnungszentrum

Gastvorträge

Tagungen und Kongresse

Kongress "Formen der Rationalität - Kant und die Moderne

Leitung:

Prof. Dr. Heiner F. Klemme

Seminar für Philosophie
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
D-06099 Halle (Saale)
Email:

Mitarbeiter:

Dr. John Walsh
Email:

Dr. Falk Wunderlich
Email:

Gäste:

Gäste am Immanuel-Kant-Forum

Arbeitsstellen:

Seminar für Philosophie
Emil-Abderhalden-Str. 26/27
06108 Halle (Saale)

Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA)
Franckeplatz 1, Haus 54
06110 Halle (Saale)

Das Immanuel-Kant-Forum (IKF) am Seminar für Philosophie und am „Interdisziplinären Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung“ (IZEA) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat zum Zweck die Förderung der wissenschaftlichen Erforschung der Philosophie Immanuel Kants (1724-1804), ihrer Vorgeschichte, ihres historischen Kontextes sowie ihrer Bedeutung für aktuelle wissenschaftliche und gesellschaftliche Probleme und Fragestellungen. Ein historischer Schwerpunkt liegt auf der Erforschung der Periode zwischen Christian Wolff (1679-1754) und dem deutschen Idealismus, systematische Schwerpunkte liegen im Bereich der praktischen und theoretischen Philosophie. Das Immanuel-Kant-Forum soll ein Ort der internationalen Forschung sein. Es möchte eine Brückenfunktion zwischen den unterschiedlichen Kulturen der Kant-Forschung und Kant-Interpretation in interdisziplinärer Perspektive leisten, so wie sie sich in den vergangenen Jahrzehnten auf internationaler Ebene herausgebildet haben. Großer Wert wird auf die Förderung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern am Beginn ihrer Karriere gelegt.

Das Immanuel-Kant-Forum führt im unregelmäßigen Turnus Tagungen und Kongresse durch, unterstützt ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei der Beantragung von Studien-, Gast- und Forschungsaufenthalten an der MLU Halle-Wittenberg und bietet, im Rahmen des Lehrangebots des Seminars für Philosophie, regelmäßig thematisch einschlägige Seminare und Vorlesungen an.  Ergänzt wird dieses Angebot durch die Forschungs-, Tagungs- und Lehraktivitäten universitärer Forschungseinrichtungen. Hervorzuheben ist insbesondere das „Interdisziplinäre Zentrum für die Erforschung der europäischen Aufklärung“ (IZEA), in dessen Gebäude das IKF auch Arbeitsplätze für auswärtige Gäste zur Verfügung stellt, sowie die Forschungsschwerpunkte „Aufklärung-Religion-Wissen“ (ARW), „Gesellschaft und Kultur in Bewegung“ (GKB) und das „Interdisziplinäre Zentrum für Pietismusforschung“ (IZP). Mit seinem umfangreichen Bestand an historischer und moderner Literatur bietet die MLU Halle-Wittenberg darüber hinaus zahlreiche Möglichkeiten vertiefter wissenschaftlicher Forschung.

Die Universität Halle-Wittenberg ist der ideale Standort für das IKF. In ihrer langen Geschichte haben die (seit 1817 zu einer Universität vereinigten) Universitäten Wittenberg (gegründet 1502) und Halle (gegründet 1694) vor allem im Zeitalter von Reformation und Aufklärung einen maßgeblichen Beitrag für die Konstitution der modernen Welt geleistet. Im 18. Jahrhundert war die Alma Mater Halensis die bedeutendste Universität in Preußen und über Jahrzehnte das universitäre Zentrum der deutschen Aufklärung. Sie prägt nicht zuletzt das geistige und kulturelle Leben in Königsberg, das – vermittelt vor allem durch den in Halle ausgebildeten Theologen Franz Albert Schultz (1692-1763) –  maßgeblich durch die Kontroversen in Halle zwischen Pietismus und Rationalismus geprägt worden ist. Ohne die in Halle tätigen oder dort ausgebildeten Philosophen, (neologischen) Theologen und Juristen wäre das Werk Kants kaum vorstellbar. Genannt seien an dieser Stelle Christian Wolff, Siegmund Jakob Baumgarten (1706-1757), Alexander Gottlieb Baumgarten (1714-1762), Georg Friedrich Meier (1718-1777), Johann Salomo Semler (1725-1791) und Johann August Eberhard (1739-1809). Aus Kants persönlichem Umkreis in Königsberg haben beispielsweise Friedrich Samuel Bock (1716-1785), Michael Friedländer (1769-1824), Gottlob Benjamin Jäsche (1762-1842), Johann Gottfried Karl Christian Kiesewetter (1766-1819), Georg David Kypke (1724-1779) und Marcus Herz (1747-1803) in Halle studiert. Von den im Dictionary of Eighteenth Century German Philosophers (3 vols., hrsg. H. F. Klemme und M. Kuehn, London, New York 2010) vorgestellten rund 650 Autorinnen und Autoren haben mehr als 20 Prozent einen institutionellen Bezug zu den Universitäten in Halle und Wittenberg.

Die Martin-Luther-Universität kann auch auf eine lange Tradition der (teilweise kritischen und eigenständigen) Rezeption und Erforschung der Philosophie Kants verweisen, für die unter anderem Ludwig Martin Träger (1743-1772), Christian Gottfried Schütz (1747-1832), Ludwig Heinrich von Jakob (1759-1827), Jacob Sigismund Beck (1761-1840), Johann Heinrich Tieftrunk (1760-1837), Johann Gebhard Ehrenreich Maaß (1766-1823) und Johann Christoph Hoffbauer (1766-1827) stehen. Ihren institutionellen Höhepunkt erreichte diese Tradition mit Hans Vaihinger (1852-1933), der als Ordinarius für Philosophie im Jahre 1896 die „Kant-Studien“ und am 22. April 1904 (Kants 180. Geburtstag) die „Kant-Gesellschaft“ gründete und als ihr erster Geschäftsführer tätig war. (Zu den Mitgliedern des 1. Vorstands gehörten u.a. die Hallenser Professoren Alois Riehl und Rudolf Stammler.) An diese Tradition der immer auch in systematischer Absicht betriebenen Kant-Rezeption und Kant-Forschung möchte das Immanuel-Kant-Forum anschließen.

Die engen  Beziehungen von Kant zu Halle werden auch durch die Tatsache dokumentiert, dass Kant bei der Philosophischen Fakultät der Universität in Halle das Imprimatur für seine letzte von ihm selbst zum Druck gegebene Schrift, die 1798 unter dem Titel Der Streit der Fakultäten erschienen ist, eingeholt und erhalten hat, nachdem ihm zuvor die Druckerlaubnis in Berlin verweigert worden ist. Halle ist auch der Ort, an dem einige der wichtigsten Schriften Kants zwar nicht verlegt, wohl aber gedruckt worden sind: Der in Riga ansässige Verleger Johann Friedrich Hartknoch ließ die in den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts bei ihm verlegten Schriften Kants bei Grunert drucken: Die Kritik der reinen Vernunft (1781, 1787), die Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können (1783), die Metaphysischen Anfangsgründe der Naturwissenschaft (1786) und die Kritik der praktischen Vernunft (1787/88). Im Jahre 1790 beauftragte der Königsberger Verleger Friedrich Nicolovius das Verlagsunternehmen von Johann Jacob Gebauer mit dem Druck der gegen Eberhard gerichteten Schrift Über eine Entdeckung, nach der alle neue Kritik der reinen Vernunft durch eine ältere entbehrlich gemacht werden soll. Aus der Perspektive ihrer Druckgeschichte betrachtet, erblickte die Kritische Philosophie Kants also in Halle an der Saale das Licht der Welt.

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